Atmen ist wohl der natürlichste Prozess, der sich in deinem Körper abspielt. Auch wenn dein Körper ohne Sauerstoff bis zu drei Minuten auskommen kann (beachte, dass das für dein Gehirn gilt, das dann – teils irreparable – Schäden erleidet), schaffst du es vermutlich nicht, länger als eine Minute die Luft anzuhalten. Das ist aber vollkommen in Ordnung, denn das Atmen ist das Element, das uns am Leben hält. Daher läuft es auch in den meisten Fällen unterbewusst ab. Der Körper holt sich den Sauerstoff, wenn er ihn braucht. Er tut das auch, wenn du schläfst, super konzentriert bist und natürlich auch beim Singen. Du musst deiner Lunge nicht aktiv sagen, wann sie einatmen und ausatmen soll. Der Unterdruck, der entsteht, wenn keine Luft mehr in deinem Körper ist, bringt deine Lungen automatisch dazu, wieder Luft einströmen zu lassen.
Nase oder Mund?
In den meisten Fällen atmest du vermutlich durch die Nase ein. Das hat den Vorteil, dass die Luft angewärmt und befeuchtet wird, bevor sie in deine Lungen kommt und außerdem wird die Luft auch noch gereinigt. Das passiert vor allem durch winzig kleine Häarchen in deiner Nase. Zusätzlich ist die Sauerstoffversorgung bei einer Atmung durch die Nase besser als bei der Mundatmung, da Stickstoffmonoxid in den Nasennebenhöhlen gebildet wird. Trotzdem atmen heute immer mehr Menschen durch den Mund. Nachts kannst du das auch vermutlich gar nicht richtig beeinflussen, aber beobachte doch einmal wie das bei dir den Tag über ist. Wann atmest du durch den Mund und wann durch die Nase? Wenn du angestrengt bist? Wenn du konzentriert bist? Oder eher wenn du ganz entspannt bist?
Was mache ich nun beim Singen?
Obwohl ich dir gerade ausführlich beschrieben habe, warum das Atmen durch die Nase gesünder für dich ist, wirst du beim Singen eher durch den Mund atmen. Zum Einen liegt das daran, dass es einfach schneller geht. Wenn du ein Lied singst, in dem (fast) keine Pausen sind, hast du auch nicht wirklich eine Wahl. Denn dann musst du schnell Luft in deinen Körper bekommen, damit du weitersingen kannst. Zum Anderen willst du auch nicht unbedingt, dass man bei deinem Gesang Atemgeräusche hört. Beim Nasenatmen ist das aber so ziemlich unmöglich. Versuche doch mal ohne, dass man irgendwas hört, durch die Nase einzuatmen. Na, wie klappt das? Außerdem fällt es vielen Menschen leichter, beim Atmen durch den Mund bis ganz tief unten in den Bauch zu atmen. Die tiefe Bauchatmung ist aber unheimlich wichtig, um kraftvolle, stabile Töne zu erzeugen.
Jetzt bist du dran!
Lege eine Hand auf deinen unteren Bauch und eine Hand auf deine Brust. Dann atme fünf mal langsam durch die Nase ein und aus. Spüre, wie sich der Atem durch deinen Körper bewegt. Mach dir deinen Atemfluss so richtig bewusst. Danach atme fünf mal tief durch den Mund ein und aus. Spürst du einen Unterschied? Wenn ja, was genau passiert in deinem Körper? Im nächsten Schritt versuche deinen Atem wirklich bis ganz tief unten in deinen Bauch fließen zu lassen. Halte hier den Atem und dann lass ihn langsam wieder aus deinem Körper hinausfließen. Der Atem ist die Basis für deinen Gesang, also mache ihn dir immer wieder bewusst. Das ist eine Übung, die du überall machen kannst: morgens, wenn du noch im Bett liegst, wenn du auf die U-Bahn wartest oder auch wenn gerade die Männerstimmen im Chor geübt werden. Probier’s aus!
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